Struktur von Studien- und Diplomarbeiten bei Prof. Dr. T. Harriehausen

Prof. Dr.-Ing. T. Harriehausen
Fachbereich Elektrotechnik

Struktur von Projekt-, Studien- und Diplomarbeiten

Hinweise zur Struktur von Projekt-, Studien- und Diplomarbeiten

Titelblatt, das folgende Informationen enthält:

Art der Arbeit (Projektarbeit bzw. Studienarbeit bzw. Diplomarbeit)
Titel der Arbeit (exakt wie in der offiziellen Aufgabenstellung!)
Ihr Vor- und Nachname, evtl. Ihre Matrikel-Nr.
Name und Fachbereich der Hochschule, an der Sie studieren,
ggf. Name des Unternehmens, mit dem die Arbeit praktisch durchgeführt wurde in der Form "in Zusammenarbeit mit <firmenname>"
Namen und Organisationsbezeichnungen von Erst- und Zweitprüfer
Genaues Abgabedatum der Arbeit.

Offizielle, von beiden Prüfern (bei Projektarbeiten nur von mir) unterschriebene Aufgabenstellung, Details siehe hier. Sie wird von Ihrem/n Prüfer/n in Abstimmung mit Ihnen formuliert. Verantwortlich für die Aufgabenstellung ist der Erstprüfer.
Nur bei Diplomarbeiten eidesstattliche Erklärung (von der Diplomprüfungsordnung vorgeschrieben) "Ich erkläre an Eides statt, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe." (Ggf. in neuer deutscher Rechtschreibung.) <Ort>, <Datum>, <Ihre Unterschrift>

Bitte nehmen Sie diese Erklärung ernst. Sollte sich herausstellen, dass Sie in erheblichem Umfang nicht als solche gekennzeichnete Ergebnisse von Dritten verwendet haben, gefährden Sie die Anerkennung der Arbeit.

Wenn Sie wollen, ein persönliches Vorwort, in dem Sie z.B. schildern, wie es zu der Arbeit gekommen ist und in dem Sie sich bei denen bedanken können, die Sie bei der Arbeit unterstützt haben.
Auf jeden Fall ein Inhaltsverzeichnis aller Teile der Arbeit nach dem Inhaltsverzeichnis, ggf. einschließlich der Anhänge. Überschrift: "Inhalt". Aus den Abschnittsüberschriften in einem guten Inhaltsverzeichnis geht schon hervor, welche Themenkomplexe in der Arbeit wie intensiv behandelt werden.
Wenn Sie wollen, ein Abbildungsverzeichnis.
Wenn Sie wollen, ein Tabellenverzeichnis.
Evtl. ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen.
Bei Diplomarbeiten ein englischer Abstract, d. h. Kurzreferat, (5-10 Zeilen, max 1/2 Seite) mit

- kurzer Einordnung des Themas

- zu lösendem Kernproblem

- wichtigsten Ergebnissen.

Vorlagen finden Sie zuhauf um Web, z. B. hier, eine "Checkliste" hier.

(Gemeint ist hier nicht der i. d. R längere Abstract, der für das Auswahlverfahren wissenschaftlicher Berichte oft gefordert wird. Die inhaltlichen Schwerpunkte stimmen aber überein.)

Der Abstract kann durch eine maximal zweizeilige Liste von Schlagworten zum Inhalt der Arbeit ergänzt werden.

Der Abstract steht meist direkt vor der Einleitung. Sie können ihn auch unten auf dem Titelblatt oder an einer anderen schnell auffindbaren Stelle unterbringen.

Hauptteil der Arbeit

Die auch für Nicht-Fachleute verständliche "Einleitung" (ca. 1-2 Seiten) ordnet das Thema in einen übergeordneten Zusammenhang ein, erläutert und präzisiert ggf. die Aufgabenstellung bzw. die Ziele der Arbeit und gibt evtl. einen Ausblick auf die Gliederung der Arbeit (aber ohne Ergebnisse zu nennen!).

In der Aufgabenstellung eventuell vorgegebene Lösungsansätze sind hier zu erläutern.

Wer als Nicht-Fachmann (denken Sie z. B. an Ihre Großeltern) die Einleitung gelesen hat, muss zumindest verstehen, um welches Themengebiet es geht, was das zu lösende Problem ist und warum eine Lösung wertvoll ist.

In einem oder mehreren Abschnitten werden die "Grundlagen" dargestellt, die ein durchschnittlicher Elektroingenieur, der nicht Spezialist auf dem behandelten Gebiet ist, benötigt, um die Arbeit nachvollziehen zu können. In diesem Abschnitt sollten Sie auch zeigen, dass Sie sich mit dem Hintergrund Ihres Thema auseinandergesetzt haben.

Die Grundlagen müssen nicht unbedingt nur technischer Natur sein. Wirtschaftliche, soziale, künstlerische o. ä. Aspekte können durchaus betrachtenswert sein.

Nach oder zusammen mit den allgemeinen Grundlagen wird der Stand der Technik bzgl. der speziellen Aufgabenstellung dargestellt. Hier ist nach dem Studium der einschlägigen Standardwerke eine gründliche Literaturrecherche in der Regel der richtige Ansatz. Unsere Bibliothek ist Ihnen hierbei gern behilflich und gibt auf ihren Web-Seiten erste Tipps. Sie finden auch im WWW viele Informationen (auch falsche!). Auf Anfrage vermittele ich Ihnen eine für Sie kostenlose Recherche in diversen Fachdatenbanken wissenschaftlicher Publikationen.
Nun folgt der Kern der Arbeit, der weiter untergliedert sein kann:

Ausgehend vom Stand der Technik und den Zielen der Arbeit werden von Ihnen nun Lösungsalternativen herausgearbeitet und kritisch(!) bewertet.

Nicht alles, was in Prospekten, im Internet oder in gewissen "Fachzeitschriften" steht, ist richtig! Der Anteil an Fachbüchern, deren Inhalt schlicht falsch ist, nimmt leider stetig zu.

Eine Lösungsalternative wird mit nachvollziehbaren Argumenten zur Umsetzung ausgewählt. Hier müssen Sie zeigen, dass Sie in der Lage sind, sich selbst ein fachlich fundiertes Urteil zu bilden und nicht nur fremde Argumentationen wiedergeben. Es gilt: Erst nachdenken und abwägen, erst danach umsetzen! Dieser Teil ist ein wesentlicher Beitrag zur "Wissenschaftlichkeit" der Arbeit.

Nachfolgend wird die Umsetzung des gewählten Lösungsansatzes geschildert.

Für die schriftliche Ausarbeitung ist weitgehend irrelevant, wann Sie was handwerklich getan haben. Wichtig ist, was (Software, Hardware, Konzepte, ...) Ihre geistige Eigenleistung ist, warum Sie welche wesentlichen Entscheidungen gefällt haben, warum Sie sich für welche Hilfsmittel entschieden haben, welche prinzipiellen Probleme es gab etc. Auch Ansätze, die Sie verworfen haben oder Irrwege, die Sie als solche erkannt haben, sollten durchaus erwähnt werden!

Vielleicht haben Sie ja auch etwas wirklich völlig neues, möglicherweise sogar patentfähiges entwickelt!?

Ihr Lösungsweg/ansatz muss nachvollziehbar sein.

Bedenken Sie: Ihr fachlicher Nachfolger hat oft nur diese Ausarbeitung als Einarbeitungsgrundlage. Wenn er/sie sich dann dauernd fragt "warum hat er/sie das denn nur so und nicht anders gemacht?" und keine Antworten in der Ausarbeitung findet, ist Ihre Ausarbeitung weitgehend wertlos. Das schlägt sich dann auch in der Benotung Ihrer Arbeit nieder.

Nachdem erklärt ist, was Sie implementiert haben, folgt im selben oder einem weiteren Abschnitt die Vorstellung der Testergebnisse und ein Vergleich der Ergebnisse Ihrer Arbeit mit dem vorherigen Stand der Technik.

Welche Funktionalität von Soft- und/oder Hardware haben sie mit welchem Messverfahren mit welchen Messmitteln unter welchen Randbedingungen (z. B. störenden Einflüssen von außen) untersucht?

Welche Messwerte haben Sie erhalten und welche Aussage bezüglich der Leistungsfähigkeit Ihrer Entwicklung ergibt sich aus diesen Werten?

Umfangreiche Original-Messwertreihen kommen in den Anhang oder auf eine CD-ROM, die Sie der Arbeit beifügen. Messwerte, die nicht nachvollziehbar sind und Messwerte ohne Interpretation sollten Sie weglassen. (Hier müssen Sie übrigens zeigen, ob Sie gelernt haben, wie man einen Laborbericht verfasst.)

In einem oder zwei einzelnen Abschnitten "Zusammenfassung und Ausblick" (ca. 1-2 Seiten) fassen Sie das, was an der Arbeit am wichtigsten ist (Problem, Lösung, Nutzen), zusammen und zeigen eventuell auf, wie die Arbeit weitergeführt werden könnte.

Dieser Abschnitt muss in sich abgeschlossen und weitestgehend verständlich sein, ohne dass man weitere Teile Ihrer Arbeit liest!

Dieser Abschnitt ist der strategisch wichtigste, da er von Leuten (eventuell auch Nicht-Technikern), die sich schnell über Relevanz und Ergebnisse der Arbeit informieren wollen, am ehesten gelesen wird. Hier "verkaufen" Sie Ihr Ergebnis!

Falls es wegen der Komplexität des Themas oder der Ergebnisse nicht angemessen ist, die Zusammenfassung derartig verständlich zu formulieren, ist es eventuell sinnvoll, zusätzlich eine "executive summary" zu schreiben. Sie enthält auf ca. einer halben Seite in deutsch eine auch für höhere, von der Technik beliebig weit entfernte höhere Führungskräfte verständliche Zusammenfassung der Arbeit. Nach einer Einordnung des Themas wird der (wirtschaftliche!) Nutzen der Lösung herausgestrichen. Keine technischen Details, keine Erwähnung all der tollen Dinge, die Sie auf dem Weg zur Lösung vollbracht haben! Das Ergebnis zählt hier. Sonst nichts.

Da eine executive summary möglichst schnell gefunden werden muss, sollte sie ganz vorn, z. B. noch vor dem Inhaltsverzeichnis eingeordnet werden.

Ende des Hauptteils der Arbeit

Eventuell ein Glossar, d. h. ein Verzeichnis der wichtigsten verwendeten Fachbegriffe mit Erläuterungen.
Quellenverzeichnis (Bücher, Zeitschriftenaufsätze, seriöse Internetquellen, ...), möglichst weitgehend entsprechend DIN 1505-2. Machen Sie sich bitte unbedingt mit dem Inhalt dieser DIN vertraut! Dazu brauchen Sie nicht unbedingt die Norm selbst zu lesen. Hinweise zur Form eines Quellenverzeichnisses finden Sie z. B. hier (PDF-Datei), insbesondere ab Seite 6. Bitte beachten Sie, dass sich die Zitierregeln zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (z. B. Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften, ...) sehr stark unterscheiden.
Ein Register (Sachverzeichnis) erwarte ich nicht von Ihnen, da seine Erstellung sehr aufwändig ist.
Ggf. Verzeichnis der Anhänge
Anhänge, die eine separate Abschnittsnummerierung (I, II, III, ... oder A, B, C, ...) haben.